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Hier lernen Familien mit- und voneinander

Familienzentrum Frühstück (Bildnachweis: AZ)
Im Familienzentrum Peter&Paul zeigt sich die Vielfalt der Menschen im Augsburg Nordwesten: Leiterin Sabine Bennewitz (Mitte) bringt afghanischen Müttern näher, was Kinderrechte sind und wie man gewaltfrei erzieht. Foto: Annette Zoepf
27. Mai 2016

Draußen sind Kinder zu hören, die im Garten spielen. Und auch drinnen im Haus herrscht Leben. An diesem Vormittag ist gerade die Gruppe „Hand in Hand“, hervorgegangen aus den „Stadtteilmüttern“, zu Ende gegangen. „Hand in Hand“ unterstützt Kinder bis drei Jahre bei der Sprachentwicklung. Es treffen sich immer mittwochs die türkischsprachigen Mütter mit ihren Kindern, donnerstags die russischsprachigen. Die Gruppen sind beliebt und gut ausgebucht.

Seit nun einem Jahr ist das Familienzentrum Peter&Paul in Oberhausen in Betrieb. Es steht unter der Trägerschaft des Frère-Roger-Kinderzentrums, einer Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge. Und es wird bestens angenommen. „Viele, richtig viele Menschen gehen hier täglich ein und aus“, sagt Sabine Bennewitz, Leiterin des Familienzentrums.

Es dürften jeden Tag 60 bis 80 Leute sein – Eltern und Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen, die unter dem einen Dach versammelt sind, die Kinder sind dabei noch gar nicht mitgezählt. „Wir möchten zu einem sinnerfüllten Leben von Familien in unserer Sozialregion beitragen“, nennt Sabine Bennewitz als Ziel des Familienzentrums. Gerade in Oberhausen, wo viele Migranten und Menschen mit niedrigerem Einkommen leben, sei die soziale Belastung für Familien besonders hoch.

Stärkung, Unterstützung und Bildung von Familien geschieht im Familienzentrum in einem großen Netzwerk: Da gibt es zunächst die Kindertagesstätte Peter&Paul mit Krippe, Kindergarten und Hort. Darüber hinaus treffen sich im Familienzentrum Familien und ihre Kinder in festen Gruppen, aber auch bei offenen Angeboten. Ein Blick in das wöchentliche Programm zeigt: Für die Kleinsten läuft das Stadtteilmütter-Programm „Hand in Hand“ oder der „Mini-Club“, eine offene Krabbelgruppe.

Kostengünstiges Familienkochen ist genauso im Programm wie ein Frühstücksbrunch mit Familien. Am späteren Freitagnachmittag ist „Teenie-Zeit“ mit Disco. Auch werden regelmäßig Workshops und gemeinsame Aktionen wie Ausflüge angeboten.

„Viele Anregungen dazu kommen von den Eltern“, berichtet Bennewitz. Kunstprojekte, Zirkusprojekte, Kleider- und Spielzeugbörsen – das alles findet sich hier. Ein Schwerpunkt des Familienzentrums liegt auch auf der Beratung von Eltern. Der Familienstützpunkt hilft bei Sorgen und Fragen rund um die Erziehung, unterstützt bei Anträgen und trägt zur Elternbildung bei. Afghanische Flüchtlingsfamilien beispielsweise erfahren, was Kinderrechte sind oder wie man gewaltfrei erzieht.

Niedrig gehalten sind die Schwellen zum Sozialdienst des Jugendamts, der im Familienzentrum angesiedelt ist. Um einen Beratungstermin zu bekommen, sind die Wege kurz. Beratung vor Ort gibt es auch in der Erziehungsberatungsstelle. Eingebunden in dieses Netzwerk sind Therapeuten, etwa für Ergotherapie oder Logopädie.

Im neuen Familienzentrum fast zu Hause sind Güllü Dogmus und Nurgül Aydogan. Die Schwestern leiten die „Hand-in Hand-Gruppe“ für türkischsprachige Familien – ein Projekt des Kinderschutzbundes. Was die beiden Frauen am Familienzentrum schätzen, ist, „dass hier jeder willkommen ist“. Schon oft hätten sie erlebt, dass Eltern zu befreundeten Familien gesagt haben: „Hier kannst du hingehen, hier kannst du Freunde finden.“ Nurgül Aydogan weiß auch, wie wichtig es ist, dass Eltern hier miteinander und voneinander lernen. Und dass sie Freude haben an den gemeinsamen Aktionen. „Manche wollen gar nicht mehr von uns weg“, meint Nurgül Aydogan lachend und auch ein bisschen stolz. 

 

Der Artikel erschien am 27. Mai in der Augsburger Allgemeine. Wir danken herzlich für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf unserer Website.